Ich meldetet mich für August 2010 beim Pistenclub zum Trackday (Bilder) auf dem GP-Kurs des Nürburgrings an, den ich mit meinem Porsche 964 seit 2003 regelmäßig besuche. Meine Erwartungshaltung war sehr bescheiden, da die Aerodynamikeigenschaften des Käfers diametral zu den Anforderungen der Rundstrecke stehen. Vorsichtig begann ich die GP-Strecke mit dem Käfer zu erkunden und war über die gute Fahrbarkeit sehr überrascht. Leider hatte meine Performance Box keine Zeiten aufgenommen, aber eins war klar: Das Fahren machte Megaspaß und der Käfer war nicht der Langsamste im Feld. Und das Interesse des Publikums war ebenfalls deutlich höher als bei den meisten Serien-Sportwagen oder an meinem Porsche.
Also wurde der nächste Termin im September gebucht. Diesmal funktionierte die Datenaufzeichnung. Ich fuhr 25 Runden, hatte aber mit einem völlig überhitzten Motor zu kämpfen, der mich regelmäßig zu Kühlpausen zwang. Aber die Zeiten waren sensationell, da sie auf dem gleichen Niveau wie die meines Porsche 964 mit 300 PS und dem vollen Technikprogramms eines Clubsportlers lagen. Die Filmaufnahmen bestätigten die Zeiten: Viele Straßensportwagen konnten überholt werden, nur einige Supersportler (GT3 RS, Nissan GTR etc.) waren auf der Geraden schneller und die Caterhams in der Kurve.
Nun wollte ich es genau wissen: Beide Autos unter gleichen Bedingungen testen. Am 1. Oktober war es soweit. Mit beiden Fahrzeugen wurden abwechselnd Daten aufgezeichnet und Videos gedreht.
Noch eine Anmerkung vorweg: Ich bin Porsche Fan und bin auch schon 993 Turbo WLS 2 mit über 500 PS auf der Rennstrecke gefahren. Außerdem fahre ich 2-3-mal jährlich mit meinem 964 auf der GP Nürburgring oder Hockenheim. Aber was mein alter Käfer an diesem Tag geleistet hat, habe ich erst nach Tagen begriffen. Nun zu den Details und Analysen:
Subjektiv lag der Käfer beim hinein bremsen in Kurven besser und beschleunigte besser aus den Kurven heraus. Er ist in den Kurven bis 120 km/h einfacher zu fahren und deutlich gutmütiger (längerer Achsstand!?). Der Porsche hat Vorteile beim Bremsen aus hohen Geschwindigkeiten und in den schnellen Kurven liegt er ruhiger.
Objektiv wird dies von der Datenaufzeichnung bestätigt:
Fahrzeuge: | Käfer 1303 S (1973) | Porsche 964 C2 (1992) |
Leistungsgewicht mit/ ohne Fahrer: | 4,5/ 4,8 kg/PS | 4,1/ 4,3 kg/PS |
2011: | 3,9/ 4,2 kg/PS | 4,1/ 4,3 kg/PS |
Ort: | Nürburgring Grand Prix-Strecke, Okt. 2010 | |
Zeitmessung: | GPS-Datenrecording (Performance Box von Leitspeed) | |
Rundenzeiten: | 2,317 s | 2,305 s |
Bestzeit ( bis 2011) | 2,292 s mehr | 2,305 s |
Top-Speed: | 190 km/h | 206 km/h |
G-Force Kurve | 1,3 g | 1,3 g |
G-Force Bremse | 1,2 g | 1,25 g |
Die geringe Zeitdifferenz war auf den ersten Blick sehr überraschend, da der Porsche auf der Geraden deutlich schneller ist und die G-Force-Werte nahezu gleich sind. Eine stundenlange Auswertung der Daten machte dann klar, woran es liegt: Der Käfer punktet beim beschleunigen, da das Getriebe besser zur Strecke passt. Aber insbesondere kann er einfacher und damit öfter bzw. länger an der Haftgrenze gefahren werden. Der Porsche kann dies zwar am Ende der Geraden wieder herausholen und sich leicht absetzen. Auch ist der Porsche dank ABS leichter zu bremsen, zumal die Bremsbalance des Käfers noch nicht optimal ist.
Trotzdem liegt der Käfer auf 90 % aller Streckenabschnitte vorn und ist grundsätzlich das schnellere Fahrzeug bezüglich der Rundenzeit. Diesen verspielt er an einer Stelle: Die schnelle Kurve (ca. 160 km/h) auf der Gegengerade kann man mit dem Porsche voll nehmen. Beim Käfer traue ich mich noch nicht, da er unruhig wird. Dies ist wohl der schlechten Aerodynamik zuzurechnen. Dadurch ist der Käfer am Ende der Gegengerade 25 km/h langsamer als der Porsche.
Fortsetzung folgt 2011….